Foto: Markus Hauschild
Zirkus erinnert an eine glückliche Kindheit!
Diese Woche startet die Buchmesse in Frankfurt – und pünktlich dazu kommt Jules neuer Krimi auf den Markt! In „Tödliche Vorstellung“ wird im Hafen von Monaco eine weibliche Leiche angespült. Alles deutet auf einen Selbstmord hin, doch keine 24 Stunden später gibt es die nächste Tote: Beim berühmten Zirkusfestival von Monte Carlo wird eine Artistin von einem Tiger angegriffen und getötet. Ein tragisches Unglück oder doch Mord? Und was haben die Tierschützer damit zu tun, die rund um das Festival demonstrieren?
Ich habe mit Jule über die Story, ihre Recherchen in Monaco und das Thema Tierschutz gesprochen – eine aktuelle Diskussion, die viele Zirkusleute und Tierschützer beschäftigt.
Christine: Der Krimi spielt beim Zirkusfestival in Monaco – was fasziniert dich so am Zirkus?
Jule: Ein Zirkusbesuch ist für mich eine Erinnerung an ein Stück glückliche Kindheit! Der Zirkus ist ein Ort, an dem sich die ganze Familie trifft, und nicht nur das: Bei einem Zirkusbesuch sitzen Leute aus allen Gesellschaftsschichten zusammen, ob jung, alt, arm oder reich. Der Zirkus verbindet die Menschen, das gefällt mir sehr. Und: Eine Zirkusvorstellung ist live, echt und ohne Filter! Hier dürfen auch Fehler passieren, das ist nicht schlimm, ganz im Gegenteil: Oft bekommen gerade die Artisten, die nach einer Panne wieder aufstehen und die Nummer noch einmal versuchen, den größten Applaus.
Foto: Markus Hauschild
Christine: Was macht das Festival in Monaco aus?
Jule: Dass eben auch dort – trotz der vielen Reichen und Superreichen die unterschiedlichsten Menschen zusammenfinden. Zum Beispiel sitzt die Fürstenfamilie direkt neben den übrigen Zuschauern, ohne Absperrung und großes Sicherheitsaufgebot. Und: In Monaco treffen sich die besten Artisten aus aller Welt, nirgendwo sonst sieht man so viele großartige Zirkusnummern während einer Vorstellung.
Prinzessin Stéphanie ist total bodenständig!
Christine: Hast du die Fürstenfamilie schon mal persönlich getroffen?
Jule: Ja, ich habe Prinzessin Stéphanie von Monaco kennengelernt und ich durfte ein kurzes Interview mit ihr führen. Sie ist viel hinter den Kulissen des Zirkus´ unterwegs, hat überhaupt keine Berührungsängste und fällt zum Beispiel den Artisten hin und wieder um den Hals! Die Prinzessin kümmert sich wirklich rührend um das Festival. Sie scheint sehr bodenständig zu sein, ich habe sie meistens ungeschminkt und in Jeans und Turnschuhen gesehen. Das fand ich sehr sympathisch. Lustig war, als ich ihr vorgestellt wurde, habe ich ihr einfach die Hand geschüttelt! Im Nachhinein war ich mir gar nicht sicher: Darf man das, erlaubt das die Etikette? Aber sie war sehr nett und stand meiner Idee, meinen nächsten Krimi beim Zirkusfestival von Monaco spielen zu lassen, offen gegenüber. Sie sagte, dass bei den Zirkusleuten zwar jede Menge los sei, dass der Zirkus aber generell eher eine Geschichte von Familienzusammenhalt und großen Freundschaften erzählt. Aber das hat für mich eben auch den Reiz ausgemacht: Diese vermeintlich heile Welt gründlich durcheinander zu wirbeln!
Christine: Was passiert denn in deiner Geschichte?
Jule: Beim Zirkusfestival treibt ein Serienkiller sein Unwesen. Und das gemeine ist: Er lässt die Artisten in der Manege sterben, während ihres Auftritts! Eine Raubtierdompteuse wird von einem ihrer Tiger angefallen und getötet, eine andere Artistin, die mit exotischen Schlangen auftritt, stirbt an den Folgen eines Schlangenbisses. Die Frage ist natürlich: Wie hat es der Mörder geschafft, dass die Zirkustiere ihre menschlichen Partner angreifen? Und wer hätte ein Motiv, die Artisten umzubringen? Stecken womöglich die Tierschützer dahinter, die gegen die Haltung und Dressur von Wildtieren im Zirkus demonstrieren? Zeitgleich mit den Ereignissen auf dem Zirkusgelände stürzt auch noch eine Frau vom Dach des ozeanografischen Museums in den Tod… Meine Kommissare Henri Valeri und Coco Dupont haben alle Hände voll zu tun!
Sind Wildtiere im Zirkus noch zeitgemäß?
Christine: Du hast dir also auch ein politisches Thema vorgenommen?
Jule: Ja, mir ist es schon sehr wichtig, dass meine Krimis nicht nur spannend sind, sondern dass die Geschichten auch ein bisschen Tiefgang haben und den Leser im besten Fall zum Nachdenken bringen! Bei meinem ersten Monaco-Krimi ging es unter anderem um Homosexualität unter Sportlern, beim zweiten Buch spielt der Tierschutz eine große Rolle: Ist es noch zeitgemäß, Wildtiere im Zirkus auftreten zu lassen? Welche Argumente führen die Gegner ins Feld? Mit welchen Vorurteilen haben die Artisten zu kämpfen, welche Traditionen sollten bewahrt werden und von welchen sollte man sich besser verabschieden?
Wenn der Schädel aufgesägt wird, ist das schon hart zu sehen!
Christine: Wie hast du denn für die Geschichte recherchiert?
Jule: Ich war mehrere Male beim Zirkusfestival in Monaco und bin dort mit vielen Artisten ins Gespräch gekommen, um zu verstehen, wie die Zirkusleute leben und was ihnen wichtig ist. Aber mir waren die Interviews mit den Tierschützern genau so wichtig, um auch die Argumente der anderen Seite zu hören. Ich habe schon viel Zirkusluft geschnuppert, nicht nur beim Festival, sondern ich bin auch für eine Woche bei einem Schweizer Zirkus mitgereist, um sozusagen am eigenen Leib zu erfahren, wie der Alltag im Zirkus aussieht. Das war eine großartige Woche, eine sehr interessante Erfahrung! Und ich spreche natürlich auch immer wieder mit der Polizei, mit Psychologen und Rechtsmedizinern, schließlich bin ich Journalistin, es ist mir wichtig, dass alles stimmt und realitätsnah erzählt wird. Ich habe mir sogar mal eine Obduktion angesehen.
Christine: War das nicht hart?
Jule: Und ob! Einen toten Menschen nackt und bloß auf dem kalten Stahl liegen zu sehen, ist nicht einfach, besonders dann nicht, wenn der Schädel aufgesägt und das Gehirn untersucht wird! Das ist wie in einem Horrorfilm! Andererseits ist es faszinierend, was man anhand dieser Untersuchungen alles über einen Toten herausfinden kann. Beeindruckend auch, wie locker der Rechtsmediziner und seine Assistenten mit der Situation umgegangen sind. Für sie ist das der ganz normale Berufsalltag, sie unterhalten sich nebenher über ganz banale Sachen, mir dagegen war schon recht mulmig zumute, aber zuletzt überwog doch die Faszination.
In Monaco ist alles kameraüberwacht
Christine: Du hast sogar ein Praktikum bei der monegassischen Polizei gemacht?
Jule: Das stimmt, ich bin eine Woche lang mit den Beamten der monegassischen Polizei, der Surete publique, unterwegs gewesen und habe mir alles genau angeschaut. Besonders interessant fand ich die Kameraüberwachungszentrale. In Monaco gibt es mittlerweile über 600 Kameras, jeder Winkel kann von einem der elektronischen Augen beobachtet werden. Und was besonders aufregend war: Gerade als ich in der Zentrale war, gab es einen Überfall auf ein Juweliergeschäft, und ich konnte alles live auf den Bildschirmen miterleben: Eine Verfolgungsjagd inklusive Schusswechsel!
Christine: Wie bist du denn überhaupt darauf gekommen, Krimis zu schreiben?
Jule: Schon als Kind habe ich gerne geschrieben, mir Geschichten ausgedacht, ähnlich wie die Abenteuer der fünf Freunde von Enyd Blyton, und ich habe auch die Buchcover dazu entworfen und selbst gezeichnet. Natürlich habe ich auch viel gelesen und mir in der Stadtbücherei jede Menge Bücher ausgeliehen. Auch heute noch lese ich in jeder freien Minute, ohne Bücher könnte ich gar nicht leben! Und irgendwann habe ich gedacht: Ich lese gerne, ich schreibe gerne, warum schreibe ich nicht endlich mein erstes Buch?
Foto: Markus Hauschild
Christine: Warum spielen die Krimis gerade in Monaco?
Jule: Mich fasziniert dieses spezielle Fleckchen Erde einfach! Das klitzekleine Fürstentum, die Fürstenfamilie selbst und ihre spannende Geschichte, dieser Ort, an dem auf engsten Raum Menschen aus aller Welt zusammenkommen. Viele von ihnen mit sehr viel Geld, Superreiche, die sich in enge Appartements zwängen lassen, nur um hier Steuern zu sparen. Das ist diese besondere Mischung: Auf der einen Seite eine künstliche Welt, ein Leben wie mit Zuckerguss überzogen: Geld, Macht, gekaufte Schönheit, viel Oberflächliches, auf der anderen Seite die ganz normalen Leute, die eben auch dort leben und arbeiten. Außerdem ist die Gegend natürlich wunderschön, die Cote d´Azur zwischen Frankreich und Italien! Ich liebe das milde Klima, die mediterrane Küche, bin einfach sehr gerne dort! Und: Es gab bisher noch keine Krimis, die dort angesiedelt sind, da habe ich meine Chance genutzt!
Hier könnt Ihr „Tödliche Vorstellung“ bei Amazon bestellen!
Und es gibt auch einen Trailer zum Buch! Hier gucken!